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Mikrobiom

Der Begriff Mikrobiom (aka Mikrobiota) bezeichnet die Gesamtheit der Mikroben, die den Menschen (oder andere Lebewesen) besiedeln, ihre Gene und ihre Stoffwechselprodukte.

Die Anzahl der auf und im menschlichen Körper lebenden Mikroorganismen (v. A. Bakterien) ist höher als die Anzahl der Zellen im menschlichen Körper. Allein im Darm leben 10 bis 100 Billionen Bakterien, Pilze und Viren. Das gesamte Genom der Darm-Mikrobiota umfasst etwa 10- bis 100-mal so viele Gene wie das menschliche Genom. Die meisten dieser Bakterien besiedeln den Gastrointestinaltrakt, sowie die Haut und die Atemwege. Mit ihrer enormen Zellzahl und den vielfältigen Stoffwechselaktivitäten übernimmt das Darm-Mikrobiom Aufgaben, zu denen der menschliche Stoffwechsel nicht fähig ist, etwa beim Abbau von Kohlenhydraten, der Herstellung von Vitaminen und der Verdrängung von Krankheitserregern. Sie beeinflussen das Immunsystem und werden teilweise selbst durch Medikamente beeinträchtigt.

Lange haben Ärzte und Wissenschaftler unterschätzt, wie stark die Mikrobiota in den Stoffwechsel, die Reifung des Immunsystems und die Funktion des zentralen Nervensystems eingreift. Heute hat das Darm-Mikrobiom den Status eines Schlüsselorgans, das den ganzen Körper beeinflusst ((Li, D. et al.: The gut microbiota: A treasure for human health. 2016, Biotechnol. Adv. 34(7): 1210-1224. doi: 10.1016/j.biotechadv.2016.08.003.)).

So vermutet die neuere Forschung einen Zusammenhang zwischen Mikrobiom & verschiedenen Darmkrankheiten. Es wird eine Darm-Hirn-Achse postuliert, deren Inhalt die wechselseitige Beeinflussung des mikrobiellen Stoffwechsels und hirnphysiologischen Vorgängen sowie des Immunsystems bis hin zu pathologischen Zuständen ist; hier wird insbesondere ein Wirkmechanismus bezüglich Morbus Parkinson erforscht.

Mit dem Wissen um die Bedeutung des Mikrobioms wächst auch die Erkenntnis, dass die Mikrobengemeinschaft in Industrieländern bedroht ist. Ehemalige Schutzfaktoren wie eine natürliche Geburt (im Ggs. zum Kaiserschnitt), das Aufwachsen auf dem Bauernhof, der Kontakt zu vielen anderen Kindern und die Auseinandersetzung mit Bakterien der Umwelt gehen zurück (u. A. auch durch zu starke Desinfektion im familiären Haushalt) oder ganz verloren. Gleichzeitig ist das Mikrobiom vermehrt schädigenden Einflüssen wie Antibiotikatherapien, Stress und einseitiger Ernährung des Wirts, also des Menschen, ausgesetzt. Im Ergebnis verarmt die Artenvielfalt und das mikrobielle Ökosystem im Darm wird destabilisiert.

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Über den Autor

Dr. Martin Weinand

Martin hat an der Universität zu Köln das Studium der Biologie aufgenommen, weil ihn seit seiner Kindheit die Prozesse des Lebens faszinieren. Nach seiner Promotion in Biochemie und Molekularbiologie ist er Wissenschaftler und Referent für Psychoedukation und Suchtforschung an der Lifespring Privatklinik.

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